Wetterarchiv Behrendorf

Hinweis: ab 1. Januar 2023 erfolgt die Aktualisierung der WsWin-Wetterdaten aus Behrendorf nur noch am 1., am 11. und 21. eines Monats. Aktuelle Daten gibt es unter https://wischewetter.info.

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Aktuelle Warnlage

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Wetter aktuell

Wüstenstaub aus der Sahara


Derzeit verfrachtet eine südwestliche Strömung einen Schwall 
Saharastaub nach Mitteleuropa. Woran erkennt man dies? Und welche 
Auswirkungen könnte der Staub auf das Wetter der kommenden Tage 
haben?


Derzeit erstreckt sich ein Tiefdruckkomplex mit mehreren Tiefkernen 
vom nahen Nordostatlantik und der Nordsee bis zur Iberischen 
Halbinsel und ins westliche Mittelmeer. Auf dessen Vorderseite wird 
mit einer südwestlichen Strömung in den kommenden Tagen Warmluft aus 
subtropischen Breiten nach Deutschland geführt. Aber nicht nur die 
Warmluft gelangt nach Deutschland. Bereits am gestrigen Samstag 
(27.04.2024) konnte man im Satellitenbild im Bereich Nordafrikas 
aufgewirbelten Saharastaub erkennen, der nun mit der südwestlichen 
Strömung auch nach Mitteleuropa transportiert wird. 

Dieser Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen 
(Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss
auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht 
darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die 
Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an
den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. 
Der "Otto-Normal-Wetterkonsument" nimmt entsprechend die Sonne auch 
an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe 
wahr. 
Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die 
Staubpartikel zur Wolkenbildung beitragen. Diese Teilchen sind 
nämlich hygroskopisch, also wasseranziehend. Das bedeutet, dass sie 
als Kondensationskeime dienen. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf
kann an den Teilchen zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch 
den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische 
Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung 
angeregt werden. Durch diese sozusagen "zusätzlich" gebildeten Wolken
kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung. 
Genau dieses Phänomen konnte man am heutigen Sonntagmorgen 
(28.04.2024) anhand der Wolken mit Rippenmuster über Süddeutschland 
beobachten - ein deutliches Zeichen für Saharastaub in der Luft. 

Ein weiteres Zeichen, dass uns der Wüstenstaub bereits erreicht hat, 
dürfte der farbenfrohe Sonnenaufgang am heutigen Morgen gewesen sein.
Zahlreiche Nutzerbilder erreichten uns über WarnWetter-App, die das 
Farbenspiel in der Frühe festhielten. 

Um solche "Saharastaub-Events" zu prognostizieren, entwickelt der 
Deutsche Wetterdienst zusammen mit dem Karlsruher Institut für 
Technologie ein Modellsystem, das die Ausbreitung von Mineralstaub 
berechnet, das sogenannte ICON-ART. Die optische Dicke, die in 
Abbildung 3 als Darstellung verwendet wird, beschreibt grob gesagt 
die Trübung der Atmosphäre durch Mineralstaub. Die Ergebnisse 
bestätigen, dass der Saharastaub Deutschland bereits erreicht hat und
sich in den kommenden Tagen weiter ausbreiten wird, bevor er in 
Richtung Nordsee abzieht. 

Zwar handelt es sich den aktuellen Prognosen nach nicht um ein 
außergewöhnlich starkes Ereignis, dennoch könnte der Wüstenstaub das 
Wetter der kommenden Tage durchaus beeinflussen. Durch seinen 
Einfluss auf die Wolken ist es möglich, dass er die Gefahr von 
Gewitter im Westen etwas dämpft. Außerdem könnte sich der Himmel in 
der Osthälfte trotz klarer Verhältnisse milchig-trüb einfärben oder 
die Wolkenanteile entgegen den Prognosen etwas zunehmen, was wiederum
die Sonnenanteile dämpft. Inwieweit so zur Mitte der Woche in den 
östlichen Landesteilen örtlich die 30-Grad-Marke erreicht wird, 
bleibt also abzuwarten. Wie dem auch sei, weite Teile Deutschlands 
bekommen in den kommenden Tagen einen kleinen Vorgeschmack auf den 
nahenden Sommer. Daran ändert auch der Eintrag von Saharastaub in die
Atmosphäre nichts.

(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie 
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

MSc.-Met. Sebastian Schappert 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 28.04.2024

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