Wetterarchiv Behrendorf

Hinweis: ab 1. Januar 2023 erfolgt die Aktualisierung der WsWin-Wetterdaten aus Behrendorf nur noch am 1., am 11. und 21. eines Monats. Aktuelle Daten gibt es unter https://wischewetter.info.

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Aktuelle Warnlage

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Wissenschaft kompakt

Warum der "Wonnemonat Mai" nur ein ganz großes Missverständnis ist



Der Monat Mai wird gerne "Wonnemonat" genannt. Sonne und Wärme werden
von ihm erwartet. Eine Erwartungshaltung, dem der Mai aber kaum 
gerecht wird. Warum eigentlich?



In dieser Woche starten wir in den Mai, den fünften Monat im 
gregorianischen Kalender. Er soll nach der römischen Göttin Maia 
benannt sein, die am ersten Tag dieses Monats dem Priester Volcanalis
ein Opfer gebracht haben soll. Nach anderen Quellen leitet sich der 
Name von Iuppiter Maius ab, dem Wachstum bringenden Jupiter, der 
obersten Gottheit der römischen Religion.

Landläufig wird der Mai gerne als "Wonnemonat" bezeichnet. In der 
heutigen Zeit wird "Wonne" in diesem Kontext häufig mit sommerlicher 
Wärme und Sonnenschein assoziiert. Das Bild von einem Mai, der stets 
sonnig und "mollig warm" zu sein hat, wird auch allzu gerne von den 
Medien gezeichnet. Doch dieser übermäßigen Erwartungshaltung wird der
Mai selten gerecht. Doch warum ist das so?

Wir wollen uns der Frage zunächst aus sprachhistorischer Sicht 
nähern. Der Begriff "Wonnemonat" geht ganz ursprünglich auf das 
althochdeutsche Wort "wunnimanod" zurück, was mit "Weidemonat" 
übersetzt werden kann. Der Ausdruck wies darauf hin, dass man in 
diesem Monat das Vieh erstmals nach einem langen Winter wieder auf 
die Weide lassen konnte - übrigens bei Wind und Wetter! Mit "Wonne" 
im heutigen Verständnis hat die Bezeichnung also nichts zu tun. Schon
früh wurde das Wort in Richtung des heutigen "Wonnemonats" 
umgedeutet. Mit "Wonne" im ursprünglichen Sinne beschreibt man ein 
besonders starkes Gefühl von Freude und Glück. Eine spezielle Form 
davon sind die sogenannten Frühlingsgefühle, die in uns aufkommen, 
wenn das intensiver werdende Sonnenlicht auf unsere Haut trifft und 
die Ausschüttung des "Glückshormons" Endorphin in Gang kommen lässt. 
Damit wäre der Bogen vom Weide- zum sonnig-warmen Wonnemonat 
geschlagen.

Dass ganz alleine der Mai als Wonnemonat diese Frühlingsgefühle 
erwecken soll, damit tut man dem Monat dennoch Unrecht - und damit 
kommen wir zu den astronomischen und meteorologischen Aspekten. Die 
Sonne gewinnt im Mai weiter und deutlich spürbar an Kraft, immerhin 
nähern wir uns schon dem astronomischen Sonnenhöchststand zur 
Sommersonnenwende am 20. Juni. So erreicht die Sonnenenergie Werte 
wie im Juli und August. Dennoch ist es lange nicht warm wie im 
Hochsommer, denn der Temperaturverlauf hinkt dem Verlauf des 
Sonnenstandes ein bis zwei Monate hinterher. Das liegt daran, dass 
Land-, insbesondere aber Wassermassen zunächst viel von der Energie 
"schlucken", um sich zu erwärmen. Somit können zum einen über dem 
Kontinent lagernde Kaltluftreservoire bei richtiger Strömung bis zu 
uns angezapft werden, zum anderen dämpft der kalte Seewind die 
Erwärmung über Land noch deutlich. Erst wenn sich alles aufgeheizt 
hat, kommen die höchsten Temperaturen des Jahres. Die 
Mitteltemperatur auf Basis des Referenzzeitraumes 1991-2020 liegt am 
1. Mai bei etwa 11,5 °C, was dem Wert von Anfang Oktober entspricht. 
Bis zum Monatsende steigt sie aber deutlich auf gut 15 °C an, was 
dann schon vergleichbar mit den Verhältnissen Anfang September ist. 

Auch ein Blick in die Historie zeigt, dass der Mai weniger ein 
"Wonnemonat" als ein weiterer "Übergangsmonat" ist, der von 
Spätwinter bis Frühsommer alles bieten kann. Die beiden kältesten 
Mai-Monate seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen 1902 und 
1941 wiesen eine Mitteltemperatur von 8,8 °C und 9,2 °C auf. Frost 
und Schnee waren vor allem in der ersten Monatshälfte an der 
Tageordnung, "Sommertage" mit Temperaturen über 25 °C gab es bis 
Monatsende dagegen nicht. Die wärmsten Mai-Monate 1898 und 2018 
dagegen schafften es auf eine Mitteltemperatur von 16 °C. Sommertage 
über 25 °C gab es fast überall reichlich und sogar erste Hitzetage 
mit Temperaturen über 30 °C wurden registriert.

Sie sehen, dass die Erwartungen, die man heute häufig an den 
sogenannten "Wonnemonat" Mai stellt, auf linguistischen 
Missverständnissen beruhen und meteorologisch selten erfüllbar sind. 
Es wird spannend sein, zu beobachten, welchen Weg der diesjährige Mai
einschlagen wird.


Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.04.2024

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