Wetterarchiv Behrendorf

Hinweis: ab 1. Januar 2023 erfolgt die Aktualisierung der WsWin-Wetterdaten aus Behrendorf nur noch am 1., am 11. und 21. eines Monats. Aktuelle Daten gibt es unter https://wischewetter.info.

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Aktuelle Warnlage

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Wetter aktuell
Überschrift Thema des Tages
Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

Teaser/Kurztext
In Dubai hat es in kurzer Zeit so viel geregnet wie schon seit vielen
Jahrzehnten nicht mehr. Dieses Extremereignis war medial sehr präsent
- insbesondere in den sozialen Medien. Dort wurde aber auch einiges 
an fragwürdigen Thesen kolportiert. Dazu eine Einordnung.

Haupttext Thema des Tages
Allerhand wurde in den letzten Tagen über die Überschwemmungen in 
Dubai berichtet. Nicht zu Unrecht, denn insgesamt fielen 164 Liter 
auf den Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Nicht gerade ein Wert,
den man in einer Wüstenregion erwarten würde. 


Grund dafür war ein ungewöhnlich weit südlich ziehendes Höhentief im 
Zuge einer Austrogung über Westasien. Durch diesen dynamischen 
Antrieb bildete sich auch bodennah ein markantes Tiefdruckgebiet. 
Durch die damit einhergehenden Hebungsprozesse konnte die dort 
üblicherweise vorhandene Feuchte in diesem Falle recht effizient in 
Niederschlag umgesetzt werden. Dazu sei gesagt, dass die Luftmassen 
am Persischen Golf generell immer recht feucht sind, diese 
Luftfeuchte aber durch nahezu permanent wirkenden Hochdruck keinen 
Effekt - z.B. in Form von Regen - hat.


Einen dementsprechenden "Knalleffekt" hatte das besagte 
Tiefdruckgebiet, das am Dienstag über die Region hinweg zog. Dieses 
führte zusätzlich extrem feuchtheiße Luft aus Süden heran. Das 
spiegelte sich unter anderem in Werten der äquivalentpotentiellen 
Temperatur (ein kombiniertes Maß aus Feuchte und Temperatur) von 
deutlich über 70°C wider - ein für mitteleuropäische Gefilde schon 
undenkbarer Wert. Dementsprechend hoch war das Potential für 
anhaltenden Starkregen, zumal das entsprechende Tief auch eine 
relativ niedrige Zuggeschwindigkeit aufwies. Das wurde auch von den 
Vorhersagemodellen so erkannt. 


Aber nicht in den Niederschlagsmengen alleine ist der Grund für die 
großflächigen Überschwemmungen zu suchen. Eine Hauptursache dafür 
liegt auch darin, dass die Infrastruktur der Stadt überhaupt nicht 
auf derartige Niederschlagsmengen ausgelegt ist. Die gefallenen 
Regenmengen konnten nirgendwo hin abfließen. Einrichtungen wie 
Kanalisationen o.ä. kennt man in diesen Regionen nicht. Folgerichtig 
stand das Wasser überall in den Straßen.  


Abschließend muss noch auf das Thema des "künstlich erzeugten Regens"
eingegangen werden. Diese These hielt sich (und hält sich auch 
weiterhin) vor allem in den sozialen Medien. Dabei wurde vermutet, 
dass aktives sogenanntes "Cloud Seeding" - also das Einbringen von 
Partikeln in Wolken, damit diese abregnen - aktiv betrieben wurde. 
Aus meteorologischer Sicht ergibt das überhaupt keinen Sinn. Cloud 
Seeding wird höchstens betrieben, um Wolken, die sonst "trocken" über
eine Region ziehen würden, zum Abregnen zu bringen. Die dabei 
eingebrachten Partikel (meistens verschiedene Arten von Salzen) 
dienen dabei als Kondensationskerne, die die Niederschlagsbildung 
begünstigen sollen. Dieser Effekt ist, sofern überhaupt 
nachvollziehbar, bis jetzt in qualitativ höchstens marginalen Mengen 
nachgewiesen. Bei einem derartigen Starkregenereignis dagegen hat es 
überhaupt keinen Effekt, weil bereits von vornherein genug 
Niederschlag in der Bewölkung umgesetzt wird, somit auch genug 
Kondensationskerne vorhanden sind. Zusätzlich eingebrachtes Material 
hätte quasi keinen Effekt. Des Weiteren stellt sich die Frage, warum 
man Wolken "impfen" sollte, von denen man ohnehin weiß, dass sie 
genug Niederschlag bringen werden. Die Vorhersagemodelle hatten das 
Ereignis schon Tage vorher auf dem Schirm und haben in etwa die 
Größenordnung an Niederschlagsmenge prognostiziert, die am Ende auch 
gefallen ist. Effekte wie ebenjenes Cloud Seeding spielen dabei in 
der Numerik ohnehin keine Rolle, weil sie in der Software gar nicht 
implementiert sind. 


Es bleibt am Ende festzuhalten, dass das, was man diesbezüglich 
aktuell zu lesen bekommt, reine Spekulation und Gerüchte sind. 
Substantiierte Belege dafür sucht man dagegen vergeblich. Derartige 
Phänomene sind nun leider generell gerade im Bereich der Meteorologie
nichts neues, aber dieser Frage muss nochmal ein ganz eigenes "Thema 
des Tages" gewidmet werden.


M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den Datum

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