Wissenschaft kompakt Graue Herbststimmung Grau, grau und noch mehr grau. Mancherorts hat sich die Sonne in den letzten Wochen kaum gezeigt. Das schlägt sich auch auf die Stimmung nieder. Deswegen heute mal der Versuch den Nebel von einer poetischen oder leicht humoristischen Seite zu betrachten. Der Herbst bringt viel Veränderung in die Natur. Beim Thema herbstliche Stimmung hat man Bilder von sich verfärbenden Blättern, orangenen Kürbissen und herabfallenden Kastanien im Kopf und wird hoffentlich nicht von dem ein oder anderen am Kopf getroffen. Wettertechnisch steht der Herbst für den Übergang zu allmählich kälteren Luftmassen mit kalten Nächten nach noch warmen Tagen. Tau, nach langer Zeit wieder der erste Reif, Herbststürme und auch Nebel prägen diese Jahreszeit. Im Besonderen der Nebel oder Hochnebel ist DAS Wetterphänomen der letzten Wochen. Bei Nebel handelt es sich um eine am Erdboden aufliegende Wolke. Er entsteht, wenn in bodennahen Schichten die Temperatur und der Taupunkt den gleichen Wert erreichen. Dann kann Wasserdampf zu kleinen Wassertröpfchen kondensieren, was die mit Nebel verbundene Sichttrübung verursacht. Alles wirkt nebulös, verschleiert, gräulicher. Dabei kann entweder die Temperatur sinken, der Taupunkt steigen, oder auch beides gleichzeitig. Je nachdem auf welche Weise sich Temperatur oder Taupunkt ändern, unterscheidet man zwischen verschieden Nebelarten. Es gibt den Mischungsnebel, Verdunstungsnebel wie beispielsweise Seerauch und Abkühlungsnebel, wozu Advektions- und Strahlungsnebel zählen. Vor allem Strahlungsnebel ist in den Herbstmonaten ein Thema. Die Entstehung von Strahlungsnebel kann man recht einfach beobachten und wird zur Unterstreichung der Stimmung in Filmen, Bildern und Literatur verwendet. In vielen Halloween-Gruselfilmen spielt der Nebel eine Rolle, wie er alles noch undurchsichtiger macht. Wer kennt diese Szenen nicht, wenn eine Gruppe junger Menschen durch einen verwunschenen Wald geht und plötzlich taucht hinter der Nebelwand ein scheinbar verlassenes Haus auf. Ein lyrisches Beispiel für den Stimmungsgeber Nebel stellt das Abendlied von Matthias Claudius dar; einem Gedicht aus dem 18. Jahrhundert. In der ersten Strophe des Gedichtes wird dabei auf alle Voraussetzungen für die Entstehung von Strahlungsnebel eingegangen: ?Der Mond ist aufgegangen? Damit Strahlungsnebel entsteht, darf es keine Einstrahlung der Sonne geben. Strahlungsnebel entsteht also nur nachts bis in die frühen Morgenstunden. Nach Sonnenaufgang sorgt die Einstrahlung für Auflösung der Nebelfelder. ?Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar.? Die zweite Voraussetzung zur Nebelbildung ist die möglichst ungehemmte Ausstrahlung. Bei wolkenlosem Himmel kann der Erdboden besonders effektiv ausstrahlen, da es keine Gegenstrahlung von Wolken gibt. ?Der Wald steht schwarz und schweiget,? Bei Strahlungsnebel ist es zudem wichtig, dass es möglichst schwachwindig ist oder Windstille herrscht. Durch Wind kommt es zu Turbulenzen und Durchmischung der untersten Luftschicht. Dadurch ist die starke Abkühlung der bodennahen Schichten gehemmt und es kann sich keine Bodeninversion ausbilden. Diese Abkühlung ist aber wichtig, damit die Temperatur am Erdboden bis auf den Taupunktswert sinkt. ?Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar.? Damit die Temperatur auf den Taupunkt sinkt, ist es förderlich einen möglichst hohen Taupunkt zu haben. Dieser liegt über Wiesen höher als beispielsweise auf bereits abgeernteten Äckern oder über bebauten Flächen. Aber egal wie poetisch man die Nebelbildung betrachten will, oder wie stimmungsvoll man den Nebel in Horrorfilmen findet, grau ist grau. Wenn man tage- oder auch wochenlang die Sonne nur sporadisch sieht, kann das ziemlich auf die eigene Stimmung drücken. Tagein-tagaus nur grau, grau und nochmals grau. Für Loriot-Fans ist der Himmel vielleicht eher braun-grau, so ins gelbliche gehend mit einem Stich rot drin. Andere laden die ?Fifty Shades of Grau? am Himmel vielleicht zu einem Büchermarathon ein, weil man ja irgendwie durch dieses triste Wetter durch muss. Es ist nämlich auch auf längere Sicht keine Wetterumstellung in Sicht. Der umfangreiche Hochdruckeinfluss verstärkt sich diese Woche von Nordwesten her wieder, wodurch die Nebel- und Hochnebelbildung begünstigt wird. Die tiefstehende Sonne hat auch nicht mehr genug Kraft, diese Nebelsuppe im Tagesverlauf aufzulösen. Ganz im Gegenteil, es ?suppt? örtlich raus aus der Hochnebeldecke, sprich hier und da muss mit Sprühregen gerechnet werden. Was bleibt einem dann noch übrig bei diesen trüben Aussichten? Eventuell mit einer dampfenden Tasse Earl-Grey-Tee in der Hand den eigenen Schwarzen Humor etwas aufhellen um sich der grauen Stimmung anzupassen oder sich zur Grisaille Malerei inspirieren lassen. MSc Sonja Stöckle Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.11.2024 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst