Wetterarchiv Behrendorf

Hinweis: ab 1. Januar 2023 erfolgt die Aktualisierung der WsWin-Wetterdaten aus Behrendorf nur noch am 1., am 11. und 21. eines Monats. Aktuelle Daten gibt es unter https://wischewetter.info.

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Aktuelle Warnlage

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Wissenschaft kompakt



Wie entstehen Vulkanblitze?



Auf der Erde brodelt es täglich und auch Vulkanausbrüche stehen stets
auf der Tagesordnung wie beispielsweise in den vergangenen Tagen in 
Indonesien. Häufig sind solche Vulkanausbrüche von Vulkanblitzen 
begleitet. Wie sie entstehen wird im heutigen Thema des Tages 
behandelt.



Es zischt und brodelt, die Erde bebt und plötzlich bricht ein Vulkan 
aus. Ständig passiert das irgendwo auf der Welt. Teilweise auf 
wirklich beeindruckende sowie auch furchteinflößende Art und Weise 
wie beispielsweise am Montag, als der Vulkan Lewotobi Laki-Laki auf 
der indonesischen Insel Flores ausbrach und eine 18 km hohe 
Aschewolke in den Himmel spuckte. 


Vulkanausbrüche begleiten die Menschheit seit jeher. Plinius, ein 
antiker Augenzeuge, schildert beispielsweise eine Gas-Aschewolke und 
die in ihr stattfindenden Gewitter folgendermaßen: "Eine schaurige 
schwarze Wolke, kreuz und quer von feurigen Schlangenlinien 
durchzuckt, die sich in lange Flammengarben spalteten, Blitzen 
ähnlich, nur größer." Solche Blitze, die denen in Gewittern ähneln, 
gibt es häufig bei Vulkanausbrüchen und waren schon mehrmals 
Gegenstand von Untersuchungen.


Beispielsweise wurden an der LMU München kleine Vulkanexplosionen im 
Labor nachgestellt. Dabei wurde echte Vulkanasche unter hohem Druck 
in einem Edelstahlrohr nach oben katapultiert und der nachgestellte 
Vulkanausbruch mithilfe einer Hochgeschwindigkeitskammer durch 
Plexiglasfenster beobachtet. Dabei wurden selbst bei dieser sehr 
kleinen Ascheeruption sogenannte Vulkanblitze festgestellt. Diese 
Blitze lassen sich durchaus mit den Blitzen in herkömmlichen 
Gewittern vergleichen. Logischerweise ist Hochspannung in beiden 
Fällen die Voraussetzung, allerdings sind die physikalischen 
Entstehungsbedingungen mitunter sehr unterschiedlich.


Unterschiedliche Mechanismen können zur Aufladung von Asche führen. 
Das geschieht durch Wechselwirkung mit Wasser, die Wechselwirkung mit
der Umgebungsatmosphäre bzw. der natürlichen Radioaktivität, die 
Ladungstrennung durch fragmentieren der Aschepartikel und die 
triboelektrische Aufladung, die durch Reibung zwischen den 
Aschepartikeln entsteht. Vor allem die letzten beiden Punkte sind von
größerem Interesse, denn sie sind eng mit der Dynamik von explosiven 
Ausbrüchen verknüpft. Bei einem Ausbruch wird nämlich Magma 
zerrissen, also fragmentiert und es entstehen feste Partikel, die 
unterschiedlich groß sind. Diese werden nun im Schlot des Vulkans 
sowie später auch in der Atmosphäre nach oben katapultiert und stoßen
mit hoher Energie zusammen oder fliegen aneinander vorbei. Dabei 
kommt es nun zur elektrostatischen Aufladung und Ladungstrennung. Es 
entstehen also positiv und negativ geladene Teilchen. In der 
Aschewolke kommt es also ähnlich wie in einer Gewitterwolke, wo 
ebenfalls Ladungstrennung stattfindet, zum Aufbau einer großen 
Spannung. Auf der einen Seite die positiv geladenen Ascheteilchen 
weiter oben in der Wolke und die negativ geladenen weiter unten. Wird
die Spannung zu groß, kommt es zur Entladung mit dem Vulkanblitz. 
Diese Blitze können mit Messantennen registriert werden.


Besonders relevant ist die Messung solcher Blitze für die Luftfahrt, 
denn es lassen sich Rückschlüsse auf die Größe der Aschepartikel 
ziehen. Kleinere Aschepartikel halten sich länger in großen Höhen und
können somit die Luftfahrt erheblich beeinflussen: Für die 
europäische Luftfahrt hatte der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf 
Island im März 2010 beispielsweise erhebliche Auswirkungen. Aber auch
aktuell gibt es rund um den Lewotobi Laki-Laki Einschränkungen im 
Flugverkehr.


Dipl.-Met. Marcel Schmid 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 10.07.2025

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